Als Angehörige medizinischer und pharmazeutischer Berufe möchten wir hiermit der Öffentlichkeit unsere Bedenken gegen die geplante Shell-Gasanlage bekannt geben:
1. Ärztliche Nachfolge
Wir weisen darauf hin, dass in naher Zukunft mehrere Arztpraxen schließen werden und Nachfolger schwer zu finden sind. Die Gasanlage in der geplanten Ortsrandlage wird das Erscheinungsbild von Karstädt sehr negativ beeinflussen. Es ist außerdem davon auszugehen, dass es zu Geruchsbelästigungen kommt. Damit sinken die Chancen erheblich, Ärzte für die Neuansiedlung in Karstädt zu gewinnen.
2. Gesundheitliche Gefahren
Wir möchten außerdem auf die gesundheitlichen Gefahren hinweisen. Die geplante Anlage birgt ein hohes Risiko, vergleichbar mit der Ansiedlung chemischer Industrie. Die Gefahr einer Havarie durch zum Beispiel Extremwetter, „menschliches Versagen“ oder gewaltsame Einflüsse von Außen, ist nicht wegzudiskutieren. Ein solches Sicherheitsrisiko in unmittelbarer Nähe zur Autobahn und so nahe an bewohnten Ortsteilen in der Hauptwindrichtung ist unserer Meinung nach hoch problematisch.
Unsere Bedenken im Einzelnen:
Die Masse der gelagerten gefährlichen Stoffe und die Gasspeicher stellen an sich ein Risiko dar. Das Gas wird zudem zur Einspeisung ins überregionale Gasnetz unter Druck gesetzt. Damit steigt die Explosionsgefahr. Solche Anlagen sind als Anlagen der Chemischen Industrie einzustufen, mit allen dazu gehörigen Gefahren im Falle einer Havarie:
Die Freisetzung der Atemgifte Schwefelwasserstoff, Ammoniak und Kohlendioxid sind schon in geringer Konzentration gesundheitsschädlich und in höheren Konzentrationen sicher tödlich.
Lösch- und Rettungskräfte dürfen sich bei dieser Gefahrenstufe nicht gegen die Windrichtung nähern. Das heißt, bei der vorherrschenden Windrichtung West kann die Anlage nicht von Karstädt aus angefahren werden, was Lösch- und Rettungseinsätze stark erschwert.
In sehr hoher Gefahr befinden sich im Falle einer Havarie die diensthabenden Mitarbeiter sowie Feuerwehrleute und Rettungskräfte in unmittelbarer Anlagennähe. Bei Westwind sind die nahen Ortsteile Semlin und Karstädt besonders betroffen. Kohlendioxid bringt in hoher Konzentration Verbrennungsmotoren zum Erliegen, weshalb Nutzer der Autobahn den Atemgiften länger ausgesetzt sein könnten.
Unterzeichner:
Dipl.-Stom. Fred Abraham, Zahnarzt in Karstädt
Dr.med.dent Stefanie Dahlern, Zahnärztin in Karstädt
Dipl. med. Sonja Gericke, Ärztin für Naturheilverfahren, praktische Ärztin in Karstädt-Dallmin Dr.med.vet. Bernhard Gerigk und Birgit Gerigk, Agraringenieurin, Tierarztpraxis in Karstädt
Dr. Torsten Katterwe, Chefarzt für Urologie, wohnhaft in Karstädt-Mankmuß
Dr. Michael Langhorst, Facharzt für Rettungsmedizin, wohnhaft in Karstädt-Garlin
Physiotherapeut Christian Neubauer, Praxis für Physiotherapie in Karstädt
Ergotherapeutin Julia Scheer, Praxis für Ergotherapie in Karstädt
Dr. med. Jörg-Karsten Schulz, Facharzt für Allgemeinmedizin in Karstädt
Apothekerin Andrea Teschner, Inhaberin der Adler Apotheke in Karstädt
Physiotherapeutin Mandy Wormstädt, Physiotherapiepraxis „Gesundheit für Mensch und Tier“ in Karstädt